Von Rapid City nach Spearfish.
"Zurück zum kalten Krieg"
Heute wollen wir die Badlands besichtigen. Keine Ahnung, was das ist! Ich
habe mich vorher nicht über diesen Part der Reise informiert. Also lass
ich mich mal überraschen.
Da die Nationalparks wieder geöffnet sind, ist das kein Problem. Um hier
reinzukommen, muss man nämlich eine Art Zollstation passieren und Eintritt
bezahlen. Die Badlands sind wieder mal eine besondere Art Landschaft. Statts steil nach oben, geht es hier schluchtenartig nach unten.
Wenn mein reinfährt, sieht man erstmal gar nichts. Es ist alles flache
Prärie. Dann geht es aber steil nach unten und die Natur hat wieder ein
Wunder geschaffen. Hier bestehen die ganzen Hügel und Schluchten nicht
aus Stein oder Felsen, sondern einer Art getrockneten Ton oder Schlamm. Dadurch verändert sich die Natur auch stets und ständig. Die ganzen
Gebilde sind "weich wie Butter".
Nachdem wir nun schon einen Kojoten und mehrere Büffel gesehen haben, gab es
mal wieder etwas in freier Wildbahn aus der Abteilung Zoo Hannover zu
bestaunen: Diesmal war es eine Schaar Präriehunde, die fröhlich ihre Nase
zur Sonne strecken!
Nun ging es weiter und auf einem Schild war der Hinweis auf ein Museum
über den kalten Krieg ausgeschildert. Das ist eigentlich nicht das, was
mich sonderlich interessiert und stand ursprünglich auch nicht auf
unserem Plan. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass es mich zurück in mein Leben als
Gefangener im Kommunismus zurück versetzte und diverse Emotionen
freisetzte. Mein Gehirn fuhr Achterbahn und ich war sehr tief drin in
meiner Zeit. Als Jugendlicher als die Mauer fiel, war ich 16 Jahre alt und
bekam das alles hautnah mit.
Das "Minuteman Missile National Historic Site" gehört zum Nationalpark-System und befindet sich an der Interstate 90 Ausfahrt 131. Das Museum
erzählt nämlich die Geschichte aus der Sicht der USA. In der DDR-Sicht war Amerika ja die Supermacht und damit der politische und kapitalistische
Klassenfeind.
Hier wird zum Glück mal nichts über den 2. Weltkrieg berichtet; auch
nichts glorifiziert und erzählt wie toll doch Amerika war und ist. Es
wird einfach die damalige Zeit des kalten Krieges anschaulich
wiedergegeben. Der Mann vom Personal war auch ganz angetan mal zu hören,
wie die Geschichte aus meiner Sicht (wohlgemerkt die von Staats wegen
zurechtgebogene) dargestellt wurde.
Hier in South- sowie in North Dakota waren nämlich die Cruise Missiles
II oder auch Minuteman
stationiert. Eine Rakete hatte die Kraft von einer Million Tonnen
Dynamit! Hier in Dakota waren 150 Stück in der Erde an unterschiedlichen Stellen versenkt. Insgesamt wurde 1961 Stück in Depots gelagert. Die Farmer gaben in den frühen 60ern etwas von ihrem Land ab - gerade mal
so groß wie ein Fußballfeld und das wurde dann immer mit einer Rakete
bestückt. Die Bestückung dauerte 3-4 Stunden. Der Flug von hier mit dem
Ziel Kreml gerade mal 30 Minuten. Zum Glück kam es nie zum Ernstfall,
sonst hätte ich wohl kaum darüber berichten können. Nach den ganzen
Städten und Landschaften, war es ein sehr interessantes und auch durch meine
Geschichte bedingtes tiefgreifendes Erlebnis. So etwas mal hautnah vor
Ort zu erleben.
Aber damit noch nicht genug. Der Museumsmann gab uns 5 Besucher (wir sind schon
eingerechnet) einen Zettel mit, wo wir einen Originalplatz besichtigen
können, wo die Rakete in der Erde ist!
So sah ich zum erstenmal so ein Ding in der Erde, wenn auch nicht mehr
scharf geschaltet, mit all den dazugehörigen Anlagen. Ich war tief
beeindruckt.
Heute sind die unterirdischen Abschussanlagen abgerüstet und durch
Sprengung unwiederbringlich zerstört. Die Farmer haben ihr Land zurück
erhalten.
Von ursprünglich 1961 Missiles II halten die USA heute noch ca. 500 oberirdisch vor.
Verrückt ist, dass die größten Millitärnationen folgende sind:
1. Amerika
2. Russland und dann
3. Dakota als Teil Amerikas.
Nun geht es zum Endpunkt des heutigen Tages in der Stadt Spearfish ins Holiday Inn.
P.S.:
Die ganzen Zeiten verwirren einen. Ich habe mich strikt geweigert, die Armbanduhr auf Amerika einzustellen, damit ich weiss, wie spät es zu Hause ist.
Gerade ist es in Deutschland 1:30 Uhr morgens. In meinem iPod 4:31 Uhr
abends. Im Hotel ist es 5:31 Uhr abends und der Laptop von Kevin sagt
6:31 Uhr abends. (
Dakota besteht aus 2 Zeitzonen)
Wirklich sehr strange!
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